Mein Moormädchen

Frauchen und Herrchen machten Urlaub am Neusiedler See. Selbstverständlich durften wir beide - mein Gespiele Cannon und ich - Aischa von der Boniburg - mitfahren.

Rund um den 320 qkm großen See ist es jedoch niergends erlaubt, Hunde mit an den Strand zu bringen. Ich weiß nicht woher sie es wussten, jedenfalls hatten Frauchen und Herrchen unser Domizil so gewählt, dass wir an der einzigen Stelle wohnten, wo wir auch einmal ans Wasser gelangen konnten. Ein etwa drei Kilometer langer Damm führt durch den Schiffsgürtel. Rechts läuft der Kanal, auf dem die Boote zum See fahren, links im Schilf ist Morast.

Wir fanden diesen Weg herrlich, zumal uns Frauchen und Herrchen immer frei laufen ließen. Allerdings wurde vorher jedesmal geprobt, ob wir auch auf Zuruf sofort kamen. Cannon ist ja nun schon etwas älter, so dass er am liebsten hinter Frauchen herlief, aber sollte ich das mitmachen? Es war doch so interessant hinter den kleinen fröschen herzujagen. Oft sprangen sie auch auf die andere Seite, wo der Boden so schön weich war.

Und wieder einmal mussten meine Menschen feststellen, dass ich im Moor war und für menschliche Nasen unausstehlich stank. Meine Beine und der Bauch waren dann immer ganz schwarz. Mich störte das nicht und den Geruch fand ich herrlich.

Ich habe es sogar fertig gebracht, den ansich wasserscheuen Cannon für Frösche zu begeistern, so dass er einmal vor Aufregung das Wasser ganz vergaß. Er sprang hinterher und versank prompt in den Fluten. Glücklicherweise können wir Dalmatiner alle gut schwimmen.

Für Frauchen und Herrchen waren meine Schwimmkünste einmal sogar unheimlich, denn ich hatte mir vorgenommen, zu einem anderen Hundemädchen zu gelangen, dass auf einem Boot war. Was hätte ich nicht unternommen, um mich mit der Pudeldame "Josef" zu unterhalten (Wie kann man nur einem Hundemädchen einen Männernamen geben?).

Eines kann ich noch heute nicht verstehen:
Weshalb müssen einem Frauchen und Herrchen immer den Spaß verderben, wenn man sich doch so gut unterhalten kann und wenn es dabei auch noch so gut riecht? Einmal musste ich am Auto eine fürchterlich unangenehme Waschprozedur über mich ergehen lassen und zitterte vor Kälte und Schreck. Danach war ich auf dem Rückweg im Morast viel vorsichtiger und hatte keinen Ärger mehr. Wenn Frauchen mich seither "mein Moormädchen" nennt, so meint sie es, wie ich wohl merken kann, besonders lieb.

Obgleich Frauchen und Herrchen glücklicherweise diese eine Möglichkeit gefunden hatten, mit uns an den See zu kommen, so möchte ich doch alle anderen Frauchen und Herrchen warnen, denn wenn auch der Neusiedler See wundescherschön ist, so geht es doch dort recht hundefeindlich zu.

Aischa von der Boniburg

abgedruckt in der Dalmatinerpost 1/1982