Cannon meint:

Aischa uund ich haben einen neuen Schmuck am Halsband: Unsere Stadtväter haben mit Beginn des neuen Jahres uns und allen Artgenossen neue Steuermarken spendiert. Statt bisher rot sind sie nunmehr blau, statt einem Hundekopf mit Hängeohren (wie wir Dalmis sie ja auch haben) ist nunmehr ein Schäferhundkopf auf den Marken abgebildet. Was geblieben ist, ist die eingestanzte Steuernummer. Sie war auf den alten Marken in gleicher Weise eingestanzt.

Ich frage mich, ob dieser Aufwand nötig war, denn unsere alten Marken waren noch recht gut. Außerdem weiß ich von Herrchen, dass man, wenn wirklich einmal eine Marke verlorengegangen oder sonstwie unbrauchbar war, ohne Schwierigkeiten eine neue erhalten konnte. Wozu also dieser Aufwand?

Ich werde den Verdacht nicht los, dass die Zweibeiner von der Verwaltung einen Rechtfertigungsgrund suchen, um die viel zu hohe Steuer für uns Hunde zu begründen. Gewiss, nicht in allen Gemeinden ist die Hundesteuer so hoch wie z.B. hier bei uns in Münster. Muss doch Herrchen für uns beide 240,- Mark zahlen, also pro Dalmikopf 120,- DM.

Wieso überhaupt auf uns als einzige Haustiere eine Steuer erhoben, während Katzen, Pferde, Kanarienvögel, Goldhamster und was sich die Zweibeiner sonst noch alles zulegen ohne Steuerbelastung bleiben?

Ausgerechnet dem treuesten und ältesten Freund und Begeleiter des Menschen (ich kann das auch als Hund ruhig sagen, weil ich es immer wieder von Zweibeinern höre und auch selbst genau spüre) wird das Zusammenleben mit seinem zweibeinigen Rudelführer durch Vater Staat mittels Angriff auf den Geldbeutel so schwer wie möglich gemacht.

Auch die Begründungen, die von den Beführwortern der Hundesteuer immer wieder ins Feld geführt werden, kann ich als gut erzogener Hund in keiner Weise gelten lassen:

Da wird in erster Linie immer wieder von den vielen tausend Tonnen Häufchen geredet, die auf unsere Straßen herniedergehen. Wirklich auf die Straße? Ich weiß nur, dass ich in den sechs Jahren meines Lebens noch nicht ein einziges Mal ein Häufchen auf irgend eine gepflasterte oder asphaltierte Stelle gelegt habe. Schon als Welpe habe ich beigebracht bekommen, dass man so etwas nicht macht.

Zugegeben, es gibt leider Artgenossen, die von ihren Herrchen und Frauchen nicht erzogen worden sind, aber sollen wir alle unter einigen wenigen schwarzen Schafen leiden?

Wer regt sich übrigens über die riesigen Berge Pferdeäpfel auf, die - auch nur einige rücksichtslose - Reiter auf Straßen und Wanderwegen hinterlassen?

Abgesehen davon, ich habe noch nie eine spezielle Straßenreinigungskolonne für Hundehäufchen gesehen. Die gehen bei der normalen Reinigung mit weg. Nein, liebe Freunde, die Hundesteuer ist ein Anachronismus aus einer Zeit, als unsereiner nur bei der Oberschicht der Bevölkerung leben und der kleine Mann durch Steuern an der Hundehaltung gehindert werden sollte.

Heute ist sie eine bequeme Einnahmequelle für die Gemeinden, die keinerlei Berechtigung mehr hat und deshalb verscchwinden muss. Unsere zweibeinigen Leithunde sollten sich immer wieder darum bemühen, dann wird eines Tages auch ein Erfolg eintreten. Dass dies recht bald sein möge, wünsch

Euer Cannon

gedruckt in der Dalmatinerpost 1/1983

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